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Elektrische Handbremse bei Lernfahrten

Immer mehr Autos besitzen eine elektrische Handbremse und erfüllen dadurch die geltenden Vorschriften für private Lernfahrten nicht mehr. Swissdrive begrüsst den Entscheid des Bundesamts für Strassen ASTRA, diese Vorschriften vorerst nicht zu lockern, denn dies hätte eine Verschlechterung der Verkehrssicherheit mit sich gebracht. Wie eine von Swissdrive durchgeführte Studie zeigt, sind vor allem während der ersten 15 Fahrstunden Bremseingriffe durch die Begleitperson nötig.

Die technische Ausstattung unserer Autos verändert sich ständig. Beispielsweise weicht die Handbremse mit mechanischem Bremshebel zwischen den Vordersitzen immer mehr einer modernen elektrischen Feststellbremse mit einfachem Bedientaster. Was sich als profane Veränderung anhört, wird für private Lernfahrten zur Schwierigkeit. Das deshalb, weil auf Übungsfahrten ein Bremseingriff der Begleitperson möglichen sein muss, was aber viele elektrische Feststellbremsen nicht mehr ermöglichen. Die Möglichkeit für die Begleitperson, mit einem Handbremseingriff in einer kritischen Situation einen Unfall zu vermeiden, dient der Sicherheit der Fahranfänger und der übrigen Verkehrsteilnehmer und ist gesetzlich vorgeschrieben; erfüllt das Auto während einer Übungsfahrt diese Vorschriften nicht, drohen saftige Bussen.

In den Medien war in den vergangenen Monaten zu lesen, dass das Bundesamt für Strassen ASTRA erwägt, auf die verstärkte Verbreitung der elektrischen Handbremsen zu reagieren und künftig die Vorschriften für die Handbremse bei Begleitfahrten zu lockern. Swissdrive begrüsst die proaktive Auseinandersetzung des ASTRA mit laufenden technischen Veränderungen sehr. Der konkrete Vorschlag jedoch beunruhigte die Verkehrssicherheitsexperten von Swissdrive, denn eine Abschaffung der Vorschrift ohne Begleitmassnahmen könnte die Sicherheit im Strassenverkehr gefährden.

Umfrage mit klarem Befund
Doch wie hoch ist das Sicherheitsrisiko tatsächlich, wenn die heute verlangte Möglichkeit eines Bremseingriffs nicht mehr gesetzlich gefordert ist? Um diese Frage zu klären, hat Swissdrive eine Umfrage unter Fachleuten der Fahrausbildung durchgeführt, und hat eine starke Resonanz ausgelöst (über 400 Rückmeldungen). Es galt bei der Studie herauszufinden, wie häufig und in welchem Zeitfenster während der Fahrausbildung Bremseingriffe nötig werden, um Verkehrssituationen für Fahranfänger*Innen zu entschärfen. Zusammengefasst haben die Fachpersonen zurückgemeldet, dass die meisten Bremseingriffe in den ersten 15 Fahrstunden einer Ausbildung notwendig sind.

Aus den Resultaten der Studie hat Swissdrive gezielt Massnahmen erarbeitet, welche eine mögliche Lockerung der Handbremsvorschriften für Lernfahrten aus Sicht der Verkehrssicherheit begleiten müssten. Mitte April konnte Swissdrive seine Umfrage und mögliche Begleitmassnahmen beim ASTRA vorstellen und diskutieren. Im Zentrum der Diskussionen standen folgende Begleitmassnahmen:

  • Für die ersten 15 Fahrstunden muss das Lernfahrzeug entsprechend der heutigen Vorschiften ausgerüstet sein. Dadurch sind Bremseingriff durch die Begleitperson möglich.
  • Die ersten 15 Fahrstunden müssen durch eine Fachperson (Fahrlehrer*In) oder eine speziell instruierte Begleitperson durchgeführt werden.
  • Mit den ersten 15 Fahrstunden sollen spezifische Lernziele verknüpft werden, um für später folgende Fahrstunden oder Übungsfahrten ohne Bremseingriff-Möglichkeit durch die Begleitperson die Verkehrssicherheit zu gewährleisten.


Status quo beibehalten
Inzwischen ist das Thema der Lockerung der Handbremsvorschriften für den Moment wieder vom Tisch, wie das ASTRA Ende Mai in einem Schreiben an Swissdrive bestätigte. Swissdrive begrüsst diesen Entscheid des ASTRA, denn durch die Beibehaltung bestehender Vorschriften für Lernfahrten wird die Sicherheit im Strassenverkehr vorerst nicht negativ beeinflusst. Diese Lockerung hätte zudem zu einer grossen Diskrepanz zwischen den hohen technischen Anforderungen an Fahrzeuge professioneller Fahrausbilder bei Lernfahrten und dem Entfall technischer Vorschriften für Autos bei privaten Übungsfahrten geführt.

 

Online-Veröffentlichung: 4. Juli 2022
Quelle: Swissdrive
Bild: Stock