Fahrlehrer-Portal Schweiz

Neuer Dachverband «L-drive Schweiz/Suisse/Svizzera»

An der Generalversammlung vom 11. November 2021 wurde der neue und gestärkte Dachverband mit dem Namen «L-drive Schweiz/Suisse/Svizzera» beschlossen. Einstimmig haben die Sektionspräsidenten in einer Konsultativ-Abstimmung dem Zusammenschluss der FRE und des SFV zugestimmt. Die Fusion soll 2022 erfolgen.

Anlässlich der Bernexpo organisierte der SFV einen Kongress zum Thema «Zukunft des autonomen Fahrens». Im Anschluss wurde gleich die Generalversammlung durchgeführt. Dabei stellten Michael Gehrken, Präsident SFV, und Pascal Moesch, Präsident FRE, den groben Rahmen des neuen Dachverbands «L-drive Schweiz/Suisse/Svizzera» vor. Erste Reaktionen zeigten, dass Organisationen und Behörden den Zusammenschluss von FRE und SFV begrüssen. Doch gibt es diesbezüglich auch kritische Stimmen? Zumal es in der «Fahrlehrerlandschaft» neu die Organisation Swissdrive gibt. Fahrlehrer-Magazin hat den drei Verbänden FRE, SFV und Swissdrive Fragen über ihre jeweiligen Strategien gestellt.

Interview mit Michael Gehrken, Präsident SFV

Seit vielen Jahren wurde von einem Zusammenschluss von FRE und SFV gesprochen. Wieso ist dieser jetzt und nicht bereits vor OPERA-3 erfolgt? Was waren aus Sicht des SFV die ausschlaggebenden Gründe? 
«Gut Ding will Weile haben.» Im Rahmen der Beratungen von OPERA-3 haben die beiden Verbände sehr wohl bereits eng zusammengearbeitet. Indessen ist so manchem vielleicht gerade aufgrund des Resultates des unverbindlichen Engagements erst richtig bewusst geworden, wie wichtig es wäre, vor allem den Bundesbehörden gegenüber «mit einer Stimme» zu sprechen. Nicht zuletzt die äusserst konstruktive Zusammenarbeit im Rahmen der Revision des Berufsbildes unter der Leitung von Christian Stäger hat in den letzten drei Jahren das Ihre dazu beigetragen, dass dieser Schritt jetzt erfolgen soll. In den letzten Jahren ist ein gegenseitiges Vertrauen gewachsen, das beiden Seiten aufgezeigt hat, dass man von einem Zusammenschluss nur profitieren kann.

Gibt es durch diesen Zusammenschluss konkrete Vorteile für die Sektionen und ihre Mitglieder, z.B. einen geringeren Mitgliederbeitrag oder andere Nutzen? 
An den Beiträgen wollen wir nichts ändern. Die Verbandsstrukturen sollen gestärkt und professioneller werden. Es liegt auf der Hand, dass die Mitglieder gerade davon profitieren können. Und die Sektionen sollen kontinuierlich und mehr in ihrer Tätigkeit unterstützt werden. Nicht zuletzt deshalb wird ja der Austausch auch institutionalisiert und die Regionalkonferenz als Organ geschaffen.

Die Vorstände der FRE und des SFV haben dem Zusammenschluss im Grundsatz zugestimmt. Was bedeutet im «Grundsatz zugestimmt»? Sind noch grössere Anpassungen z.B. in der Namensgebung zu erwarten?
«Im Grundsatz» heisst, dass die beiden Vorstände mit den kommunizierten Massnahmen und der Stossrichtung einverstanden sind. Vielleicht wird es noch die eine oder andere Optimierung und Ergänzung am vorliegenden Entwurf der Statuten geben. Grosse Änderungen erwarte ich allerdings nicht. Entscheiden werden jedoch sowohl bei der FRE wie beim SFV die Mitglieder im Rahmen ihrer Generalversammlungen im Juni des kommenden Jahres. Deshalb können die Vorstände nur den Grundsätzen zustimmen.

Seit dem Frühling 2021 gibt es auf Schweizer Fahrlehrer-Ebene eine neue Organisation mit dem Namen «Swissdrive», die vom Westschweizer Pierre-André Tombez präsidiert wird. Nach Aussagen von Swissdrive sieht sich die neue Organisation als Austauschplattform und Vertretung für alle Verkehrssicherheitsfachleute, wie z. B. die Fahrlehrerschaft, sowie für verschiedene Vereinigungen, die sich mit der Verkehrssicherheit befassen. Zweck der Organisation ist die Förderung der Verkehrssicherheit. Worin besteht der Unterschied zwischen dem zukünftigen L-drive Schweiz/Suisse/Svizzera und Swissdrive aus Sicht des SFV?
L-drive Schweiz/Suisse/Svizzera ist der gesamtschweizerische Berufsverband der Fahrlehrerschaft. Dieser wird sich – wie heute schon der SFV und die FRE – mit der Fahraus- und -weiterbildung beschäftigen. Und diese ist «nur» ein Teil der Verkehrssicherheit – wenn gleich natürlich ein sehr wichtiger. Wenn sich Swissdrive tatsächlich als Plattform für Verkehrssicherheitsfachleute positionieren will, gehören da breitere Kreise als die Fahrlehrer: innen und deren Berufsverbände dazu. Wobei wir in diesem Bereich mit dem Verkehrssicherheitsrat (VSR) ja bereits eine seit Jahren vor allem auch bei den Strassenverkehrsverbänden und Behörden akzeptierte Organisation haben. Wenn sich Swissdrive hingegen «nur» als neuer Fahrlehrer-Verband sieht, dann wird diese Organisation ihrem Anspruch als umfassende Plattform für Verkehrssicherheit, welche breite Kreise vernetzen will, nicht gerecht. Und die Fahrlehrerschaft selbst spaltet sie damit einmal mehr, auch wenn sie vorgibt, diese einen zu wollen. Ich denke, für die Fahrlehrschaft ist der Weg mit dem Zusammenschluss von FRE und SFV vorgezeichnet.

 

Interview mit Jean-Bernhard Chassot, Direktor FRE

Der Schweizerische Fahrlehrerverband SFV und die Fédération Romande des Écoles des Conduite FRE werden sich im Juni 2022 zu einem gemeinsamen Verband zusammenschliessen, der auch neue Fachgruppen wie z. B. die Fachgruppe Zwei-Phasen-Ausbildung beinhaltet. Weshalb ist dieser Schritt aus Sicht der FRE jetzt und nicht vor OPERA-3 erfolgt? Was waren aus Sicht der FRE die auschlaggebenden Gründe?
Obwohl es seit mehreren Jahren Diskussionen gibt, haben gerade die gemeinsamen Schritte im Rahmen von OPERA-3 gezeigt, wie wichtig es ist, mit einer einzigen Stimme zu sprechen. Das gemeinsame Auftreten der beiden Verbände bei politischen Behörden und der Presse führte dazu, einen Weiterbildungstag für Neulenker zu bewahren. Dieses Vorgehen stärkte das Vertrauen zwischen beiden Verbänden und ermöglichte es, sich auf nationale Strategien zu konzentrieren. Dies zeigte beiden Parteien, dass eine Annäherung für den Beruf und den Alltag der Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer nur von Vorteil sein kann.

Zukünftig wird die jetzige FRE «L-drive Schweiz/Suisse/Svizzera» heissen. Was wird sich im Vergleich zur heutigen Verbandsstruktur ändern?
Die neue gesamtschweizerische Einheit wird über ein deutschsprachiges und ein romanisches Sekretariat verfügen, was in erster Linie den verschiedenen Sprachregionen zugutekommt. Die neue Struktur wird auch einen überregionalen Zusammenschluss enthalten, bei dem, falls nötig, eine Schlichtungskommission eingesetzt wird. Diese Besonderheit verleiht den Sektionen mehr Gewicht und ermöglicht es, den regionalen Unterschieden Rechnung zu tragen – was letztlich die DNA der verschiedenen Schweizer Kulturen ist. Die FRE bleibt ein Zusammenschluss von Verbänden und setzt alle ihre Aktivitäten im Zusammenhang mit der Ausbildung und der Verkehrssicherheit fort. Die Schaffung einer Ausbildungskommission innerhalb der neuen Einheit L-Drive wird als wichtig erachtet, um die zukünftige Ausbildung – in enger Zusammenarbeit mit der QSK – entwickeln und vereinheitlichen zu können.

Gibt es durch diesen Zusammenschluss konkrete Vorteile für die Sektion und ihre Mitglieder, z.B. einen geringeren Mitgliederbeitrag oder andere Nutzen?
Es ist nicht vorgesehen, die Mitgliederbeiträge zu senken, sondern vielmehr ist es das Ziel, den Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer andere Vorteile zu bieten, indem sie bei ihrer täglichen Arbeit unterstützt werden. Die von der FRE entwickelte Anwendung, um die Fahrschulen zu verwalten, wird einem grösseren Publikum zu einem Vorzugspreis zur Verfügung stehen. Die stetige Weiterentwicklung der Anwendung wird den reellen Bedürfnissen aller Regionen der Schweiz entgegenkommen.

Die Vorstände von FRE und SFV haben diesem Zusammenschluss im Grundsatz zugestimmt. Was bedeutet im «Grundsatz zugestimmt», sind noch grössere Anpassungen z. B. in der Namensgebung zu erwarten? 
Das bedeutet, dass die beiden Verbände die Fusion über einen gemeinsamen Namen angehen wollen. «L-drive Schweiz/Suisse/Svizzera» muss im Frühling 2022 von beiden Seiten aber noch bestätigt werden.

Seit dem Frühling 2021 gibt es auf Schweizer Fahrlehrer-Ebene eine neue Organisation mit dem Namen «Swissdrive», die vom Westschweizer Pierre-André Tombez präsidiert wird. Nach Aussagen von Swissdrive sieht sich die neue Organisation als Austauschplattform und Vertretung für alle Verkehrssicherheitsfachleute, wie z. B. die Fahrlehrerschaft, sowie für verschiedene Vereinigungen, die sich mit der Verkehrssicherheit befassen. Zweck der Organisation ist die Förderung der Verkehrssicherheit. Worin besteht aus Sicht der FRE der Unterscheid zwischen dem zukünftigen «L-drive Schweiz/Suisse/Svizzera» und Swissdrive?
Der zukünftige Verband L-drive Schweiz/Suisse/Svizzera profitiert von der jahrzehntelangen Erfahrung zweier Verbände im Bereich der Fahrausbildung. Der neue Verband wird sich sehr stark durch ein grosses Netzwerk und Verbindungen zu politischen und behördlichen Instanzen auszeichnen. Jede Organisation, die sich zum Ziel setzt, die Verkehrssicherheit zu fördern, ist zu unterstützen. Allerdings scheint Swissdrive eher dem Schweizerischen Verkehrssicherheitsrat (VSR) nachkommen bzw. ihn sogar konkurrenzieren zu wollen – was eher einer Spaltung als einer Einigung der Kräfte gleichkommt.


Interview mit Daniel Menzi, Leiter Kommunikation bei Swissdrive

Der SFV und die FRE werden sich im Juni 2022 zu einem gemeinsamen Verband zusammenschliessen, der auch neue Fachgruppen wie die Fachgruppe Zwei-Phasen-Ausbildung vereint. Angesichts dieses bevorstehenden Zusammenschlusses fragen sich viele Fahrlehrer:innen, wer Swissdrive ist und ob es diese neue Organisation nach dem Zusammenschluss von FRE und SFV braucht. Worin besteht der Unterschied zwischen Swissdrive und L-drive Schweiz/Suisse/Svizzera?
Es gibt offensichtliche konzeptionelle Unterschiede zwischen Swissdrive und L-drive Schweiz/Suisse/Svizzera. L-drive Schweiz/Suisse/Svizzera geht aus zwei Fahrlehrerverbänden hervor, Swissdrive ist nicht ausschliesslich auf Fahrlehrer:innen ausgelegt. Für Swissdrive ist es wichtig, alle aus- und weiterbildenden Verkehrssicherheitsfachleute anzusprechen. Swissdrive hat diesen umfassenden Ansatz aus dem Grunde gewählt, weil die Zukunft der ausund weiterbildenden Verkehrssicherheitsfachleute nach unserer Meinung noch nie so offen war wie gerade in der jetzigen Zeit. Mit der zunehmenden Automatisierung des Fahrens werden sich die Berufe Fahrlehrer:in, WAB-Moderator: in, Verkehrssicherheitsinstruktor:in und CZV-Instruktor:in weiterentwickeln. Diese Entwicklung will Swissdrive proaktiv gestalten. Ein weiterer Unterschied gegenüber dem neuen Gebilde L-drive Schweiz/Suisse/Svizzera besteht darin, dass Swissdrive seine Marke durch Assoziationen von Fachorganisationen weiter stärken und als Dachmarke etablieren will. So hat sich z. B. der Schweizerische Fahrberater-Verein zu «Seniordrive» umbenannt und figuriert nun im gleichen optischen Kleid wie Swissdrive als Fachorganisation für die fahrerischen Belange von Seniorinnen und Senioren. Ebenso wurde die neu gegründete Fachplattform für den Einsatz von Simulatoren in der Aus- und Weiterbildung mit Namen Swisssimu assoziiert und in den gleichen optischen Auftritt versetzt wie Swissdrive. Der Vorteil in diesen Assoziationen besteht einerseits darin, dass Swissdrive damit hochspezialisierte Fachorganisationen als «Quasi-Abteilungen» von Swissdrive gewinnt. Andererseits unterstützen sich diese Fachorganisationen mit ihrem identischen Auftritt gegenseitig in der öffentlichen Kommunikation und können dadurch die Wirkung nach aussen potenzieren. Die aus- und weiterbildenden Verkehrssicherheitsfachleute gewinnen damit an Bekanntheit.

Welche Ziele will Swissdrive mittelfristig erreichen? 
Konkret folgende:

  • Etablierung einer starken Marke für die Verkehrssicherheitsfachleute in der Aus- und Weiterbildung.
  • Dadurch gesellschaftliche Akzeptanz und Sympathie für die Anliegen der Verkehrssicherheitsfachleute, die in der Aus- und Weiterbildung tätig sind, generieren.
  • Dadurch politisches Gewicht für die Anliegen der Verkehrssicherheitsfachleute in der Ausund Weiterbildung generieren.
  • Die Sicherung der beruflichen Zukunft für die Verkehrssicherheitsfachleute in der Aus- und Weiterbildung. Dazu hat Swissdrive z. B. beim Berufsbildungsfonds Fahrlehrer BFF das Projekt «Futuredrive» eingereicht, bei welchem übrigens sowohl die Fachleute des SFV als auch der FRE herzlich eingeladen sind, mitzuwirken. Es wird für diese anspruchsvolle Aufgabe alle Experten brauchen, die unsere Branche zu bieten hat, und das sind erfreulicherweise viele.
  • Zu guter Letzt soll Swissdrive eine Serviceorganisation werden, die für die einzelnen  Mitglieder Leistungen generieren wird, die sie so keinesfalls alleine generieren können. Hierzu ist ebenfalls ein erstes grosses Projekt im Gange, über das wir in absehbarer Zeit berichten werden.

Wie möchte Swissdrive diese Ziele umsetzen? Sind Doppelspurigkeiten mit L-drive Schweiz/Suisse/Svizzera nicht vorprogrammiert?
Swissdrive ist aus der Idee heraus entstanden, dass die aus- und weiterbildenden Verkehrssicherheitsfachleute zum einen in der Öffentlichkeit wesentlich sichtbarer werden müssen, als sie es jetzt sind, und dass sie zum andern ein sympathisches Image haben müssen. Swissdrive will das Diskussionsfeld daher eher in Richtung Verkehrssicherheit und aus- und weiterbildende Verkehrssicherheitsfachleute lenken.
Swissdrive will durch intensive Kommunikationstätigkeiten mit seiner Marke die Projektionsfläche für dieses Image der aus- und weiterbildenden Verkehrssicherheitsfachleute werden.
Doppelspurigkeiten mit L-Drive Schweiz/Suisse/Svizzera befürchten wir weniger. L-Drive Schweiz/Suisse/Svizzera hat ein über Jahre gewachsenes Netz mit den Fahrlehrerinnen und Fahrlehrern, das Swissdrive nicht hat. Dieses Netz wird Swissdrive für verschiedene Fachdiskussionen enorm gut einbinden können. Gerade beim eingegebenen Projekt «Futuredrive» wird Swissdrive sehr auf die Expertise von L-Drive Schweiz/Suisse/Svizzera angewiesen sein. Auch bei weiteren Projekten wird das der Fall sein. Von diesem Standpunkt aus gesehen ist Swissdrive überzeugt, dass sich Swissdrive und L-Drive Schweiz/Suisse/Svizzera in diverser Hinsicht ergänzen werden. Swissdrive hat weitere Projekte für die aus- und weiterbildenden Verkehrssicherheitsfachleute in Vorbereitung, die zeigen werden, wie die Ziele erreicht werden. Diese Projekte werden selbstverständlich kommuniziert, sobald sie für die Öffentlichkeit bereit sind.
 

Online-Veröffentlichung: 21.12.2021
Beitrag: Ravaldo Guerrini

Quelle: FL-Magazin 4/21