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Das EU-Verbrenner-Aus betrifft auch die Schweiz

Ab dem Jahr 2035 werden in der EU keine neuen Benzin- und Dieselautos mehr zugelassen. Mit dem Plan «Fit für 55» soll Europa bis 2050 klimaneutral sein, also nicht mehr CO2 produzieren, als kompensiert werden kann. Das Verbot im Strassenverkehr soll dafür ein entscheidender Hebel sein. Autos machen rund 20 Prozent der CO2-Emissionen in Europa aus.

Ziel des Beschlusses
Gemäss Berechnungen entstehen in der EU mehr als 20% aller Emissionen des klimaschädlichen CO2 im Strassenverkehr. Dies indem fossile Kraftstoffe wie Benzin und Diesel verbrannt werden. Dieser Anteil soll nach den Plänen der EU-Kommission deutlich gesenkt werden, um das Ziel eines klimaneutralen Europas im Jahr 2050 zu erreichen. Europa soll bis zu diesem Zeitpunkt der erste Kontinent werden, welcher nur noch unvermeidbare Treibhausgase ausstösst und die wenigen Emissionen vollständig ausgleicht. Verfolgt wird der Vorschlag, den die EU-Kommission als Teil des angestrebten Klimapakets «Fit for 55» vorgelegt hatte.

Beschluss des EU-Parlaments
Die Mehrheit der Abgeordneten des Europaparlaments hat dafür gestimmt, dass ab 2035 die EU-Fahrzeughersteller nur noch Autos und Transporter auf den Markt bringen dürfen, welche keine klimaschädlichen Treibhausgase ausstossen. Ebenfalls sprach sich die Mehrheit im EU-Parlament dafür aus, dass keine synthetischen Kraftstoffe angerechnet werden können, mit denen ein klassischer Verbrennermotor klimaneutral betrieben werden könnte. Zu guter Letzt unterstützte die Mehrheit der Politiker aus 27 EU-Staaten auch den Vorschlag der EU-Kommission, ab 2035 nur noch Pkws neu zuzulassen, welche kein CO2 ausstossen. Damit ist das Aus für Pkws und leichte Nutzfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren besiegelt. Zusätzlich haben sich die EU-Regierungen auf einen Kompromiss verständigt, der ein vages Versprechen der Kommission vorsieht, Ausnahmen für Fahrzeuge mit E-Fuels zu prüfen. In einem weiteren Schritt müssen nun die EU-Staaten und das EU-Parlament zusammen verhandeln. Sie müssen sich auf eine gemeinsame Position einigen.

Welche Fahrzeuge sind davon betroffen?
Ab 2035 müssen neu zugelassene Autos CO2-neutral sein. Zugelassen werden nur Elektroautos oder Fahrzeuge mit Brennstoffzelle. Nicht erlaubt sind Pkws und Nutzfahrzeuge mit bis zu 3,5 Tonnen Gewicht mit Verbrennermotor (Benzin, Diesel und Hybrid). Für Spezialfahrzeuge, für die es einen Verbrennermotor braucht, wie Land- und Baumaschinen, gibt es Ausnahmen. Auf Privatgelände, wie z.B. einer Rennstrecke, sind Benziner auch weiterhin erlaubt. Für Motorräder und Oldtimer gibt es ebenfalls kein Verbot. Der Einsatz von synthetischen Treibstoffen in Ausnahmefällen soll nochmals geprüft werden.

Was bedeutet das EU-Verbot für die Schweiz?
Die Schweiz ist nicht Mitglied der EU und muss sich somit nicht an die vom EU-Parlament beschlossenen Verbote halten. In der Praxis müssen die verkauften Neuwagen in der Schweiz jedoch bereits heute den EU-Vorschriften entsprechen – so z.B. auch bezüglich der CO2-Emissionen. Zudem wird kein Hersteller für den Schweizer Markt speziell Autos mit Verbrennungsmotor produzieren, wenn sie in der EU verboten werden. Somit werden die fossil betriebenen Fahrzeuge auch ohne ein Verbrennerverbot aus unseren Strassen verschwinden.

Welche Fragen ergeben sich?
Klar ist, dass die EU und auch die Schweiz den Schadstoffausstoss im Strassenverkehr massiv reduzieren müssen, wenn wir die Klimaziele erreichen wollen. Nur selten ist es eine gute Idee, eine Technologie zu verbieten. Viel zu wenig stellen wir uns jedoch die Frage, woher der Treibstoff kommt und wie dieser hergestellt wird. Solange der Strom aus fossilen Energiequellen produziert wird, sind Elektrofahrzeuge nicht emissionsfrei – dies ist leider noch zu oft der Fall. In der Summe wird für die Elektrofahrzeuge eine Menge an zusätzlichem emissionsfreiem Strom benötigt. Woher beziehen wir diesen? Denn zum jetzigen Zeitpunkt herrscht eher Stromknappheit.
Aus Russland oder aus anderen unsympathischen Autokratien beziehen wir unser Benzin und Diesel. Noch zu oft kommen Batterien oder zumindest wichtige Rohstoffe für ihre Herstellung aus China. Wir ersetzen eine Abhängigkeit durch eine andere. Dies zumindest solange wir in Europa nicht nennenswerte Produktionsketten für Fahrzeugbatterien aufgebaut haben und diesbezüglich in die Ausbildung von Mitarbeitenden investieren.
Elektroautos sind zudem immer noch viel zu teuer und nicht für alle erschwinglich. Die sozialen Fragen und damit verbundene Auswirkungen werden zu wenig berücksichtigt. Das Verbot des Verbrennungsmotors könnte zu einer Zweiklassengesellschaft führen, sofern Elektroautos bis 2035 nicht für alle erschwinglich sind.

Fazit
Für einen erfolgreichen Abschied vom Verbrenner müssen die EU wie auch die Schweiz in nächster Zeit massive Investitionen (z.B. in den Ausbau erneuerbarer Energien, die Ladeinfrastruktur, Batterieproduktion, Ausbildung von Mitarbeitenden usw.) tätigen.

 

Online-Veröffentlichung: 15.12.2022
Beitrag: Jürg Strebel
Quellen: TA, SWI, ARD
Bilder: stock.adobe.com